Auf dem Blaugrünen Berg
Es war einmal ein langer Pfad auf dem Onkel Zottelbart, Rüschen-Tiina und die Fratzen-Katze wanderten. Sie suchten einen Platz, wo sie ein eigenes Haus bauen konnten.
- "Hier ist eine schöne Blumenwiese, bauen wir das Haus hier", schlug Rüschen-Tiina vor.
- "Nein", sagte Onkel Zottelbart.
Sie gingen weiter und durchquerten erst einen blauen Wald und dann einen bunten Wald.
- "Seht mal, dort ist ein schöner Felsen, bauen wir das Haus dort", schlug die Fratzen-Katze vor.
- "Nein", sagte Onkel Zottelbart.
Sie setzten den Weg fort und liefen über einen roten und einen gelben Berg. Es begann schon Abend zu werden, als sie an den Blaugrünen Berg kamen. Onkel Zottelbart blickte kurz in die Sonne, die gerade mit den letzten Strahlen durch die Wipfel eines grossen knorrigen Baumes blickte.
- "Dort bauen wir unser Haus", sagte er und zeigte auf den Baum.

So begannen sie gemeinsam ihr Haus unter dem Schutz des gewaltigen knorrigen Baumes zu bauen.

Onkel Zottelbart baute ein hohes Dach, Rüschen-Tiina baute ein grosses gelbes fröhliches Fenster und die Fratzen-Katze malte die Wände des Hauses mit ihrem Schwanz hellrot an. Die Sterne leuchteten bereits am Himmel, als sie endlich in dem dreistöckigen Bett ihres eigenen Hauses schlafen gehen konnten.

In der Nacht kamen aus den Höhlen des Berges 101 kleine Wichtel auf den Berg, um im Mondlicht zu spielen. Sie hielten sich alle an den Händen gefasst und rannten in langer Reihe über Steine und von Schlucht zu Schlucht. Plötzlich bemerkten sie das rote Haus.
- "Was ist das für ein Haus? Wer wohnt dort?" Fragten sie mit einer Stimme und liefen zum Haus hinunter.
Da öffnete sich plötzlich die Tür und die Fratzen-Katze kam mit verschlafenen Augen auf den Hinterpfoten heraus.
- "Wer ist das? Was macht sie?" Fragten die Wichtel.
Die Fratzen-Katze tappste unter den knorrigen Baum, ohne die Wichtel zu bemerken.
- "Sie schläft und läuft! Sie geht zur tiefen Schlucht! Gleich fällt sie runter! Sollen wir sie aufwecken? Bauen wir dort einen Zaun", riefen die Wichtel.
Zweiundfünfzig Wichtel rannten schnell, einen Zaun zu bauen. Sie sammelten grosse Sonnenblumen und bauten daraus einen hohen Zaun. Achtundvierzig Wichtel bildeten einen Kreis um die Fratzen-Katze herum und sangen das Wichtellied, aber die Fratzenkatze erwachte erst, als sie gegen den Sonnenblumenzaun prallte.
Als sie merkte, aus welcher grossen Gefahr sie von den Wichteln gerettet wurde, wurde sie so fröhlich, dass sie jeden einzelnen Wichtel umarmte und fragte:
- "Was möchtet ihr denn gerne als Dank von mir haben?"
- "Wir haben viel zu wenig Spielkameraden. Wir brauchen mehr", riefen die 101 Wichtel.
- "Gut, morgen sollt ihr mehr Spielkameraden bekommen", versprach die Fratzen-Katze.
Und so gingen alle wieder Schlafen bevor die Sonne erwachte.

Am nächsten Morgen stiegen Onkel Zottelbart, Rüschen-Tiina und die Fratzen-Katze zur Höhle der Wichtel. Sie spielten den ganzen Tag auf dem Blaugrünen Berg, rannten die Abhänge hinauf und hinunter und versteckten sich, krochen in die Höhlengänge, kletterten auf die Bäume und liefen auf den Händen. Und nichtmal Onkel Zottelbart wurde nervös oder müde, obwohl er einmal vom Baum fiel, fünfmal über seinen Schnürsenkel stolperte, den Abhang so herunterrollte, dass sein Hut platt wurde und sich im Bart Blumen und Gras sammelten.
So spielten sie jeden, oder fast jeden Tag mit den Wichteln zusammen und gingen abends in ihr Dreietagenbett in ihrem eigenen Haus unter dem knorrigen Baum auf dem Blaugrünen Berg schlafen. Der Mond grüßte durch das Fenster und lächelte sie an. Die Sterne wanderten am Nachthimmel und benutzten ab und zu den Wolkenschaum um sich zuzudecken. Die Wichtel saßen noch auf dem Gipfel des Berges an der Quelle und summten leise einen eigenen Nachtgesang.
1961